Frühling
(nach dem Volkslied „Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt“)

Im Märzen der Bauer den Traktor einspannt.
Er sprühet die Gülle auf Wiesen und Land.
Er mästet die Schweine und stopft’s Federvieh,
Er melkt mit Maschinen die Turbomichküh‘.

Die Schweine und Rinder, sie wollen nicht ruh’n,
Sie darben in Kästen, aber dürfen nichts tun.

Sie fressen und fressen und träumen ihr Lied:
Wie schön wär’s da draußen, wo’s grünet und blüht.

So vergeht ohne Himmel ihr Leben allhier,
Bis greift sich der Metzger das g’schund’ne Getier.
Wir machen uns Schnitzel und Braten daraus,
So steiget am Abend manch fröhlicher Schmaus.

Wir genießen das Leben von morgens bis spät,
Die Menschen nur ernten was selbst ist gesät.
Was schert uns das Morgen, wir leben ja heut,
In the long run, my darling, we are nothing but dead.

Hartmut Stieger, Flums, Schweiz (in Die Zeit vom 22.03.2012)